KABARETT MIT ADES ZABEL: EDITH RENNT ODER EDITH PENNT?

Eine Frau wedelt im Treppenhaus aufgeregt mit zwei ausgedruckten Tickets. Ihr Partner rennt keuchend die Treppen hinauf. Passt ja zur Veranstaltung. „Warum bist du denn so aufgeregt, Anja?“, fragt er, um Luft ringend. „Ach, ich freu mich so! Ich will endlich mal wieder die Sau rauslassen“, antwortet Anja freudestrahlend.

„Edith rennt“ in der Regie von Bernd Mottl ist eine besondere Vorstellung – denn die Ades Zabel Company feiert Geburtstag. „Seit vierzig Jahren ist sie schon am Rocken“, wird in einem Show-Act gesungen. Neben dem 20. Geburtstag der Musikshows feiert Ades Zabel seinen 60. Geburtstag.

Das Ensemble mit Bob Schneider, Biggy van Blond und Roman Shamov zeigen grandiose Schauspielleistungen in – überaus kurzweiligen – drei Stunden. Zabel brilliert in seiner Rolle als Grundschullehrerin Karin Hoene aus Haselhorst oder als Futschi liebende Neuköllner Langzeitarbeitslose Edith Schröder. Die Menge johlt und lacht ausgelassen, als Edith Schröder, eine Bühnenfigur aus Zabels Repertoire, mit Pumuckl-Perücke durch Berliner Straßen rennt, der alkoholabhängigen Arbeitsamt-Mitarbeiterin K.o.-Tropfen in den mitgebrachten Futschi in der Kaffeetasse mischt oder ihr eine Zwangsbesamung mit einer Bauschaumspritze durch ein Dieter Bohlen-Lookalike androht. Das Best-of ist ein komprimierter Mix aus den beliebten Shows. „Es wurde bei den Vorbereitungen viel Text zusammengestrichen und die Herausforderung war, das alles zusammenzupuzzeln“, sagt Roman Shamov. 

Dabei wird nicht an Leo-Leggins, derber Berliner Schnauze und Clips aus alten Zeiten gespart. Das BKA und ganz besonders die Zabel-Produktion zieht ein buntes Publikum an, nicht nur, aber besonders aus der queeren Szene Berlins. Die Berliner Zeitung hat sich umgehört: Was finden die Menschen so lustig?

Angelo sitzt direkt am Tisch neben der Reporterin. Er hat bei „Edith Schröder Superstar“, einer DSDS-Satire, Tränen gelacht. Er wischt sich eine aus dem Auge. Sein Partner habe ihm die Kabarett-Aufführung zum Geburtstag geschenkt. „Mir gefällt, wie aktuelle Themen wie die Gender-Debatte aufs Korn genommen werden. Man nimmt sich hier nicht so ernst“, sagt der Charlottenburger. Die Gesellschaftskritik kennt tatsächlich keinen Filter: von seichten Themen wie Bauer sucht Frau bis hin zu Alkoholismus oder sektenähnlichen Spiri-Gurus – das Ensemble verschont niemanden.

Silvia und Romano sind Zabel-Enthusiasten. Romano ist eine Dragqueen und fällt durch eine knallrote Perücke und aufwendiges Make-up ins Auge. „Ades ist einfach eine Granate – sprachlich und schauspielerisch“, sagt Silvia. Sie sind eigens aus Wilmersdorf angereist.

Edith rennt. BKA, 26.+27. April, 1.+2. Mai, Karten online

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