DIE „MOTöRHEADBANGERS“ TREFFEN SICH IN ERDING

Internationaler Fanclub zu Gast

Die „Motörheadbangers“ treffen sich in Erding

Der internationale Fanclub „Motörheadbangers“ der Band Motörhead hat sich in Erding getroffen. Ein Gast reiste dazu sogar aus Brasilien an.

Erding – Die Hard-Rock- und Metal-Szene ist eine große Familie, quer verteilt über den Erdball. Davon konnte man sich am Wochenende in Erding überzeugen. Auch mehr als acht Jahre nach dem Tod von Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister sind er und seine britische Kult-Truppe Motörhead unvergessen. Die Liebe zu deren Musik hält der offizielle Fanclub Motörheadbangers am Leben. Zum Treffen in Jimmys Restaurant am Schwimmbad kamen sie alle in Schwarz – in Kutte, Motörhead-, Fanclub- oder eigens für das Erdinger Meeting bedruckten Shirts. Doch die, die drin steckten, stammen ganz kunterbunt von überall her, aus England, Schottland, Frankreich, Belgien – oder sogar aus Brasilien. Eine internationale Familie eben.

Der Begriff „Fan“ kommt von „fanatisch“, was bei Sven „Hamster“ Maier absolut der Fall ist. Der 52-jährige Erdinger deutet auf den Patch rechts oben auf seiner Kutte: „1986 First Gig“. Sein erstes Motörhead-Konzert vor 38 Jahren. Es folgten, wie der Haustechniker der Therme Erding schätzt, rund 100 weitere. Maier hat das Meeting mit seinen Spezln Achim Roßberg (49) aus Erding und Michael Hausner (54) aus Altenerding organisiert.

Am Freitag gibt es bereits ein internes Treffen im Restaurant, am Samstag zunächst eine Führung im Erdinger Weißbräu, bevor am Abend der Höhepunkt mit (Motörhead-gerecht lautstarker) Livemusik steigt, gefolgt von einem Weißwurst-Frühschoppen am Sonntag.

Am Samstagabend finden sich rund 60 Motörheadbangers ein, hinzu kommen genauso viele weitere Fans der Musik, womit das Restaurant voll ist. Sehr zur Freude der Organisatoren, die aber lieber von einem kleinen Meeting sprechen und nicht von einem „Motörheadbangers Ball“, wie die jährlichen Treffen sonst genannt werden. In Paris, Berlin oder London seien es um die 150 Fanclub-Mitglieder gewesen, heuer steigt noch ein „Ball“ in Athen. Trotzdem: Eine klare Steigerung zum ersten Treffen in Erding vor zwei Jahren, als im Restaurant der Nebenraum reichte, um alle unterzubringen. Nun soll das Ganze alle zwei Jahre in Erding wiederholt werden.

Für Hausner ist der Samstag ein besonderer Tag. „Heute habe ich meine offizielle Mitgliedsurkunde bekommen“, erzählt der hauptamtliche Gerätewart der Altenerdinger Feuerwehr. Der Anfang der 80er von Lemmy sowie seinem Wegbegleiter und Fan der ersten Stunde, Alan Burridge, gegründete Fanclub hat rund 5000 Mitglieder, auch aus Neuseeland, Australien oder den USA, jedes Mitglied hat seine eigene Mitgliedsnummer.

Was Motörhead und insbesondere seinen Bassisten und Sänger ausmacht? „Seine rauchige Stimme, sein Liedmaterial“, findet Hausner, der wie seine Frau Monika und ihr Nachwuchs generell auf gepflegten Rock und Metal stehen. „AC/DC, Accept, Kiss. . . .“, listet Hausner auf.

Für Stevie Hamer (55) aus Blackpool in England steht eine Band über allen: „I live and breathe and shit Motörhead“, sagt der Hardcore-Fan, und wir lassen das mal unübersetzt so stehen. Er ist mit seiner Frau Maria (53) nach Erding gereist. Deutschland sei ihr Lieblingsland und Erding ein charmantes Städtchen. Stevie nippt an seinem Erdinger Weißbier und schwärmt vom „Trank der Götter“. Es sei sein zweitliebstes Bier, direkt nach dem Newcastle Brown Ale. Womit zumindest beim Bier-Ranking der Patriot in ihm durchkommt.

Ein Konzert in der Brixton Academy in London, dort haben die frischvermählten Hamers damals geflittert, wie Maria erzählt – es war ihr erstes Motörhead-Konzert. Ihr Gatte erinnert sich an seine Kindheit: In schwierigen Zeiten habe er sich stets die Kopfhörer aufgesetzt und sich von seiner Herzensband berieseln lassen. Eine Liebe fürs Leben.

Und die eint alle, die am Samstag die Livemusik kräftig abfeiern. Zunächst spielt die Oi-Punk-Band Trappentroi aus München, und nach Jam-Einlagen begeistert mehr als zwei Stunden lang vor allem der Headliner: Löud aus Stuttgart. Das Motto „We are Löud and we play Motörhead“ wird von den fleißig headbangenden und sich immer wieder umarmenden Fans vor der Bühne, die meisten jenseits der 50, dankend angenommen. Zumal die Band die hochschwierige Aufgabe meistert, eine der unverkennbarsten Gruppen der Rockgeschichte (und die Stimme erst!) zu covern. Auch einige Teenager feiern mit – es ist halt ein Familien-, ein Generationending.

Wer’s weiter hinten gemütlicher angehen lässt, verfolgt das Geschehen auf der Bühne über Bildschirme. Für das perfekte Meeting werden keine Mühen gescheut. Ein Dank Roßbergs, der den Löud-Auftritt vorne textsicher und schweißtreibend begleitet, geht an Wirt Jimmy, der alles mitmache, obwohl er kein Fan der Musik sei.

Als besagter Brasilianer, Marcelo, einen „Ball“ für 2028 in seiner Heimat ausruft, muss Maier aufgrund der Entfernung durchschnaufen. Doch auch dieses Abenteuer werden er und seine Frau Steffi anpacken. Lemmy zuliebe, dessen beide berühmte Halbsätze sich nach seinem Ableben um einen dritten ergänzen lassen: „Born to lose. Live to win. Die to live on.“ Seine Musik lebt weiter. In den Herzen von Maier, Roßberg und Hausner sowieso. Letzterer erzählt: „Wir treffen uns jeden Todestag von Lemmy am 28. Dezember und trinken einen Whiskey auf ihn.“

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