JULIA LOUIS-DREYFUS WIDERSPRICHT JERRY SEINFELD: POLITISCHE KORREKTHEIT IST »FANTASTISCH«

Jerry Seinfeld glaubt, politische Korrektheit führe zum »Ende der Comedy«. Nun widerspricht seine ehemalige »Seinfeld«-Kollegin Julia Louis-Dreyfus: Sich über politische Korrektheit zu beschweren, sei für sie ein Warnsignal.

Ihre Figur Elaine war vor Beginn der Comedyserie »Seinfeld« ein Paar mit Jerry (gespielt von Jerry Seinfeld) — und sie blieben in der Serie nach der Trennung gute Freunde. Ob das für Elaine-Darstellerin Julia Louis-Dreyfus, 63, und ihren ehemaligen Showpartner mehr als 25 Jahre nach dem Ende von »Seinfeld« auch noch so gilt? Jedenfalls hat Louis-Dreyfus fundamental unterschiedliche Ansichten über Comedy in der Gegenwart öffentlich gemacht.

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Jerry Seinfeld hatte Ende April in einem Interview mit dem Magazin »New Yorker« gesagt, er finde keine lustigen Sachen mehr im Fernsehen. Dies sei »das Ergebnis der extremen Linken, des ganzen Politische-Korrektheit-Quatschs und davon, dass sich die Leute so viel Sorgen darum machen, andere Leute zu verletzen«. Drehbücher würden durch zu viele Hände gehen von Leuten, die sich Gedanken über Witze machten: »Nun, das ist das Ende von Comedy«, so Seinfeld.

In einem Interview für das Magazin der »New York Times« wurde Julia Louis-Dreyfus mit den Aussagen ihres Ex-Kollegen konfrontiert. Wenn man 30 Jahre alte Sendungen durch die heutige Linse betrachte, finde man »ein paar Dinge, die schlecht gealtert sind«, so Louis-Dreyfus, die von 1989 bis 1998 die Elaine Benes in »Seinfeld« spielte. »Ich denke, eine Antenne für gewisse Befindlichkeiten zu haben, ist nichts Schlechtes« findet sie. Das bedeute nicht, dass man alle Comedy in den Wind schießen müsse. Aber: »Wenn ich Leute höre, die anfangen, sich über politische Korrektheit zu beschweren – und ich kann verstehen, warum Leute sie zurückdrängen wollen –, dann ist es für mich ein Warnsignal, denn es bedeutet manchmal etwas anderes.«

Jerry Seinfeld beklagte in einem weiteren Interview, das auf Deutsch von der »Welt« veröffentlicht wurde, er vermisse »eine dominante Männlichkeit«. Als Beispiele aus seiner Jugend nannte er darin »JFK, Muhammad Ali, Sean Connery und Howard Cosell«. Er selbst sei »nie wirklich erwachsen geworden«. Zwar verstehe er »das mit der toxischen Männlichkeit«. Aber er möge trotzdem »einen echten Mann«.

Julia Louis-Dreyfus, die für ihre Rolle als US-Vizepräsidentin in »Veep« sechs Emmys als beste Comedy-Hauptdarstellerin erhielt, interviewt in ihrem Podcast »Wiser Than Me« ältere Frauen über ihre Lebenserfahrungen. Von der »New York Times«-Interviewerin Lulu Garcia-Navarro um nähere Ausführungen zum Thema »Befindlichkeiten in der Comedy« gebeten, sagt sie, nicht nur in der Comedy, auch im Drama gebe es wundervolle, unbestreitbar großartige Filme aus der Vergangenheit, die durchsetzt seien »von Haltungen, die heute nicht mehr akzeptabel wären«. Sie denke, es sei »gut, aufmerksam zu sein«.

Wenn politische Korrektheit also Toleranz bedeute, sei sie »offenkundig fantastisch«. Dabei behalte sie sich selbstverständlich das Recht vor, »jeden auszubuhen, der etwas sagt, was mich verletzt«. Zugleich respektiere sie aber dessen Recht auf freie Meinungsäußerung.

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