»CHALLENGERS« IM KINO: DIE LIEBE IN ZEITEN VON ZENDAYA

Luca Guadagninos Melodram »Challengers« spielt auf dem Tennisplatz und zeigt US-Star Zendaya als starke, von zwei Männern begehrte Frau. Ein derart reizvolles und irres Liebesdreieck gab es lange nicht im Kino zu sehen.

Dem ersten Anschein nach geht es im Film »Challengers« um den Tennissport und die Dramen von Aufschlag, Breakbällen und geschundenen Kniegelenken auf dem Platz. In Wahrheit zeigt der Regisseur Luca Guadagnino ein fiebriges Sex- und Eifersuchtsdrama, in dem die Schauspielerin Zendaya und ihre beiden Mitspieler Mike Faist und Josh O’Connor die Liebesbrunst mit einer Intensität zelebrieren, wie man sie im Kino schon lange nicht mehr gesehen hat.

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Ein derart kompliziertes, reizvolles, irres Liebesdreieck gab es vermutlich zuletzt im Paris-Film »Die Träumer« von Bernardo Bertolucci zu sehen, in dem Eva Green, Louis Garrel und Michael Pitt 2004 die füreinander Entflammten spielten.

Der Hauptschauplatz von »Challengers« ist ein eher unbedeutendes Tennisturnier in den USA, bei dem die Jugendfreunde Art (Faist) und Patrick (O’Connor) gegeneinander antreten, weil Arts Ehefrau und Trainerin Tashi (Zendaya) es so will. Art ist ein weltweit bewunderter Tennis-Champion mit viel Geld und einer leichten Formkrise, Patrick ist ein sportlich und sozial abgestürzter armer Schlucker. Tashi war, wie die Zuschauerinnen und Zuschauer in Rückblicken erfahren, einst selbst eine Spitzensportlerin auf dem Court, wurde von beiden Jungs umworben und entschied sich erst mal für den leichtlebigen Patrick als Lover. Als sie wegen einer Verletzung ihre Hoffnungen auf die große Karriere aufgeben musste, übernahm sie die Rolle der Trainerin für den strebsamen Art, mit dem sie nun das Leben teilt.

Jede körperliche Liebe trägt kannibalistische Züge

Der italienische Wunderregisseur Luca Guadagnino hat mit »Call Me by Your Name« (2017) sein Gespür für fast surreal schöne, stilbewusste Kinomelodramen bewiesen und macht hier aus der Beschwörung eines Liebesdreiecks Kunst mit Mut zum Pathos und spektakulären Sportfilm-Effekten. Tennisbälle, Blicke und Küsse werden in »Challengers« mit gleichermaßen großer Zauberkraft abgefeuert.

Im Trailer dieses Films sagt Tashi den Satz, ihr einziges Talent bestehe leider darin, dass sie wisse, wie man mit dem Tennisschläger einen Ball trifft. Dazu hört man den schlimmen 1982er-Popsong »Maneater« –Zendayas Figur ist also offenbar eine Art männerverschlingendes Ungeheuer. Tatsächlich zeigt Guadagnino, der zuletzt für das Kannibalendrama »Bones and All« (2022) gefeiert wurde, dass die Begierde von Männern wie Frauen stets kannibalistische Züge trägt.

Zur Kunst des Regisseurs gehört es, dass sein Film praktisch ohne explizite Sexszenen auskommt und trotzdem viele Zuschauerinnen und Zuschauer in heitere Raserei versetzen dürfte. Das Schreien der Sportler auf dem Platz, die Imponiergesten beim Aufschlag, das Schwitzen – nahezu jede Körperaktion hat eine sexuelle Bedeutung in diesem Film, als gäbe es zwischen Sport und Sex praktisch keinen Unterschied.

Die Anziehungskraft zwischen den beiden Männern ist nicht geringer als die zwischen ihnen und Tashi. Trotzdem behält im Beziehungsmatch stets die Frau, nicht ganz tennisfachmännisch ausgedrückt, die Oberhand.

Die Schauspielerin und Sängerin Zendaya, Tochter einer schottischstämmigen Mutter und eines afroamerikanischen Vaters, ist als seelisch schwer angeschlagene Heldin in der Serie »Euphoria« bekannt geworden, inzwischen 27 Jahre alt und dank ihren Auftritten in den jüngsten »Spider-Man«- und »Dune«-Filmen ein Superstar des Filmgeschäfts.

Vor einiger Zeit war zu lesen, die Produzenten der James-Bond-Reihe träumten davon, sie solle im nächsten 007-Abenteuer die Frau an der Seite des Agenten spielen, ein sogenanntes Bond-Girl. In »Challengers« ist deutlich zu sehen, dass die einzige Rolle, für die Zendaya in einem Bond-Film jemals infrage käme, die von James Bond selbst wäre.

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