BECOMING KARL LAGERFELD-KRITIK: LOHNT SICH DIE SERIE MIT DANIEL BRüHL AUF DISNEY?

Lohnt sich “Becoming Karl Lagerfeld” mit Daniel Brühl auf Disney+?

Man kennt ihn, ob man sich mit Mode beschäftigt oder nicht: Karl Lagerfeld. Er ist ikonisch, eine Karikatur seiner selbst und in letzten Jahren vor allem durch Kontroversen aufgefallen. Im Jahr 2023, nach seinem Tod, war er das Thema der Met-Gala – ein Zeichen dafür, wie wichtig er für die Modebranche war.

In der neuen Disney+-Serie “Becoming Karl Lagerfeld” wird sein Werdegang vom Niemand bis zu seinem ersten großen Erfolg in der Modebranche dargestellt. Doch besonders seine toxische Liebe zu Jacques de Bascher tritt in den Vordergrund der Erzählung. Ob sich das extravagante Fest für die Augen lohnt – und ob sich wirklich eine Substanz dahinter verbirgt –, erfährst du hier.

&

"Kaiser Karl": Sieh hier das erste Bild von Daniel Brühl als Karl Lagerfeld der neuen Disney-Serie

Biopic-Serie

Daniel Brühl spielt den Fashiondesigner Karl Lagerfeld in seinem Biopic "Kaiser Karl". Alle Infos über die Disney-Serie erfährst du hier

Zum Artikel

Darum geht es in “Becoming Karl Lagerfeld”

Wie der Titel schon vermuten lässt, ist “Becoming Karl Lagerfeld” wie eine Superhelden-Origin-Story zu lesen. In den sechs Episoden geht es darum, wie er der Designer für Chanel wurde. Wir beginnen im Jahr 1972, als Karl Lagerfeld (Daniel Brühl) ein freier Designer in Paris war und hin und wieder für Fendi und Chloé arbeitete. Er hatte große Ambitionen und wollte die Fashion-Welt verändern – doch sein Leben wurde beeinflusst von der erbitterten Rivalität mit Yves Saint Laurent (Arnaud Valois). Beide verliebten sich in den jungen Schriftsteller Jacques de Bascher (Théodore Pellerin), der ihre Rivalität nur noch schlimmer machte.

&

Karl Lagerfeld und Yves Saint Laurent stehen sich als gleichwertige, aber unterschiedliche Konkurrenten gegenüber. Während Saint Laurent ein junges Wunderkind ist und schon früh ein Auge für das Besondere hat, ist Karl Lagerfeld mit mittlerem Alter noch ein Niemand. Doch die eigentliche Geschichte befindet sich nicht in der Liebe zur Fashion, sondern in der Liebe zu Jacques de Bascher, die der Designer immer wieder abblocken möchte. Ihre toxische Liebesgeschichte ist immer wieder Zentrum der Serie, vor allem, wenn de Bascher sich mit der Konkurrenz, Yves Saint Laurent, vergnügt.

&

Daniel Brühl ist überraschend fantastisch als Karl Lagerfeld

Als die Besetzung für “Becoming Karl Lagerfeld” bekannt wurde, war ich erst schockiert. Daniel Brühl sieht doch überhaupt nicht aus wie Karl Lagerfeld. Das hat sich auch nicht geändert. Der Schauspieler, der bereits Niki Lauda gespielt hat, kann sein Gesicht zwar nicht verändern, doch da Karl Lagerfeld durch sein Styling ikonisch wurde, geht die Illusion doch auf. Daniel Brühl hat eine starre Maske auf, die immer wieder unterbrochen wird von Momenten, in denen man Einsamkeit auf seinem Gesicht sieht.

Besonders sind auch die Momente zwischen Daniel Brühls Lagerfeld und Théodore Pellerins Jacques de Bascher. Die intensive Zuneigung der beiden sieht man auch durch den Fernsehbildschirm. Das ist nicht verwunderlich, denn Daniel Brühl verriet gegenüber Bild, dass er “noch nie so eine intensive Liebesgeschichte zu einem Mann erzählen” durfte. In seiner Rolle sei er so aufgegangen, dass sich vieles für ihn real angefühlt habe, auch die Liebe. Das hatte Konsequenzen, sagt er: “Das führte dann dazu, dass ich meine Frau angerufen habe und mich entschuldigen musste, weil ich für ein paar Monate in diesen Mann verschossen war.” Für seine Frau war das kein Problem, sie fände seinen Co-Star auch ganz “cool”.

Für das beste Erlebnis sollte man die Serie in der Original-Sprache Französisch ansehen – mit Untertitel selbstverständlich –, denn Daniel Brühl spricht perfektes Französisch, und man hört die Eigenheiten von Karl Lagerfeld aus seiner Stimme. Außerdem scheint er die Gestik und Mimik von Lagerfeld perfekt nachzuahmen. Bereits nach einer Folge überzeugt Daniel Brühl und überrascht damit sicher einige Zuschauer:innen.

&

Eine kontroverse Figur wird als Superheld dargestellt

Der Titel “Becoming Karl Lagerfeld” erinnert an Superhelden-Filme wie “Batman Begins” – doch im Gegensatz zu Batman, der immer wieder auch als Anti-Held dargestellt wird, ist die Disney+-Serie (basierend auf der Biografie “Kaiser Karl” von Raphaëlle Bacqué) besonders gütig zum besagten Kaiser Karl. In den vergangenen Jahren wurde er immer wieder Teil von Kontroversen aufgrund seiner Aussagen, die in der Serie nur angedeutet werden, mit Sprüchen wie “Fashion hat nichts mit Frauen zu tun, oder es gäbe nicht so viele Schwule in der Branche”. Dazu muss gesagt werden, dass seine problematischeren Aussagen erst nach der Zeit gefallen sind, die die Serie abbildet.

Die Serie glättet die Wogen in seinem Charakter und lässt ihn gut aussehen – metaphorisch, aber auch physisch in der Serie. Man kann sich schnell verlieren, wenn alles so schön aussieht, mit den Kostümen aus den 1970er-Jahren, Paris bei Nacht und Fashion-Events auf der ganzen Welt. Die Ästhetik scheint wichtiger als die eigentliche Geschichte und die Substanz dahinter. Man sieht hin und wieder ein paar Flecken in dieser Welt, seine Beziehung zu seinem Körperbild unter anderem, aber darauf wird nicht im Detail eingegangen. Wichtiger ist, berühmte Figuren einzuführen und sie in wunderschöne Outfits zu stecken.

Vielleicht passt diese Darstellung aber auch perfekt zu Karl Lagerfeld. Man weiß, dass er ein Kontrollfreak war, der immer eine sichere Maske aufhatte und niemanden wirklich nah an sich und sein Innerstes heranließ. Daniel Brühl zeigt uns diese Persona, dieses Bildnis von Karl Lagerfeld – und nur in wenigen Momenten sieht man, wie die Maske verrutscht. In manchen Momenten sieht man dann auch die Auswirkungen, die seine Kontrollsucht auf die Menschen in seinem Umfeld hat, und wie grausam er sein kann.

&

Lohnt sich die Serie mit Daniel Brühl auf Disney+?

Man muss nicht viel über die Fashion-Welt wissen, um Karl Lagerfeld zu kennen. Mehr wird von den Zuschauer:innen auch nicht erwartet. “Becoming Karl Lagerfeld” reiht sich ein in verschiedene Produktionen über Designer, die in den letzten Monaten veröffentlicht worden sind. Obwohl die Serie vielleicht nicht den gleichen Tiefgang wie das Drama über Cristóbal Balenciaga hat, lohnt sie sich allein für die Ästhetik.

Man sollte nicht erwarten, dass sich kritisch mit der Person von Karl Lagerfeld auseinandergesetzt wird – dafür eignet sich eher eine Dokumentation. Durch das Weglassen von Informationskarten zum Schluss der Serie, auf denen man lesen würde, was aus den Charakteren geworden ist, wirkt die Serie mehr wie eine fiktionale Darstellung. Wenn man also das Werk eher als Fiktion sieht, dann lohnt sich die Serie auch schon allein aufgrund der wunderbaren Darstellung von Daniel Brühl.

Ihr habt noch kein Disney+-Abo? Dann einfach hier entlang!

&

"Rentierbaby": Jetzt verklagt die echte Stalkerin Netflix - und fordert einen Millionenbetrag

"Rentierbaby" in echt

Fiona Harvey behauptet, die echte Stalkerin aus Richard Gadds Netflix-Serie "Rentierbaby" zu sein. Jetzt hat die Britin bei einem Gericht in Los Angeles Klage eingereicht - und fordert einen dreistelligen Millionenbetrag Entschädigung von Netflix

Zum Artikel

Das sind die Serien- und Film-Highlights bei Netflix im Juni 2024

Sommer-Kino

Das wird ein guter Sommer: Netflix hat für Juni 2024 wieder viele neue Serien, Filme und Dokus im Programm. Das sind unsere Highlights - von "Bridgerton" bis zu Bill und Tom in "Kaulitz & Kaulitz"

Zum Artikel

Pride auf Netflix, Disney & Co.: Diese LGBTQIA-Filme solltest du gesehen haben

LGBTQIA-: Film-Tipps zum Streamen

Happy Pride Month! Hier sind die besten Spielfilme mit LGBTQIA-Inhalten, die jede:r mindestens einmal in seinem Leben gesehen haben sollte

Zum Artikel

2024-06-10T13:23:19Z dg43tfdfdgfd