USA: DER PORNOSTAR UND DIE WELTPOLITIK

Joe Biden steuerte die Geschicke der USA und macht Wahlkampf. Donald Trump steht vor Gericht - und schimpft auf die angeblich unfaire Situation.

Der Pornostar und die Weltpolitik

Die beiden Kandidaten für das höchste Amt der USA haben derzeit recht unterschiedliche Terminkalender. Grob gesagt ist es so, dass Joe Biden Wahlkampf und Weltpolitik macht, während Donald Trump im Zuge von mutmaßlich verschleiertem Schweigegeld für einen Pornostar vor Gericht sitzt. Am Mittwoch hat der Angeklagte ausnahmsweise frei, das New Yorker Gericht macht kurz Pause. Aber der Dienstag war wieder so ein Tag, an dem das Programm der Rivalen doch sehr verschieden ausfiel.

Der aktuelle Präsident flog vom Weißen Haus mit dem Präsidentenhubschrauber Marine One zur Joint Airbase Andrews, stieg in das Präsidentenflugzeug Air Force One und flog weiter nach Florida, das eigentlich Trump als sein Revier betrachtet, auch wenn dessen gestürzter Kurzzeitherausforderer Ron DeSantis den Bundesstaat regiert. Biden trat dort unten in Tampa auf, herrliches Wetter, knapp 30 Grad.

"Wir sind in einem Gerichtssaal eingesperrt", wettert Trump

"Bevor ich anfange, möchte ich etwas zu den Kindern hier sagen", hob der 81 Jahre alte Demokrat an. "Eure Mutter und euer Vater schulden euch viel dafür, dass ihr hier seid." Helfer überreichten den geduldig wartenden Kindern im Publikum fünf Dollar, um sich ein Eis zu kaufen. Im weiteren Verlauf des Vortrags ging es unter anderem um, genau: Weltpolitik. Und Trump.

"Wenn sich die Vereinigten Staaten von der Weltbühne zurückziehen würden, wie Trump es will, wer würde dann die Welt führen?", fragte Biden. Es war der Dienstag, am Abend würde auch der Senat das Hilfspaket für die Ukraine, Israel und Gaza, sowie Taiwan und andere durchwinken, mehr als 95 Milliarden Dollar. Es gilt vor allem für Kiew als lebenswichtig und auch als Bidens Erfolg. Trump hatte den Gesetzentwurf lange blockiert.

Der frühere Präsident musste derweil im Verhandlungsraum in Manhattan weitere Stunden der für ihn ganz fürchterlichen Tortur über sich ergehen lassen. "Er", sprach Trump nachher, also Biden, "macht Wahlkampf, und ich bin hier im Gerichtssaal und sitze den ganzen Tag lang so aufrecht wie möglich." Er meint: "Es ist eine sehr unfaire Situation. Wir sind in einem Gerichtssaal eingesperrt, und dieser Kerl macht da draußen Wahlkampf, wenn man das Wahlkampf nennen kann."

Es geht unter anderem um die verschleierte Zahlung an Stormy Daniels

Obendrein sei es da drinnen "freezing", eiskalt. Trump wäre eindeutig lieber in Mar-a-Lago, Florida. Außerdem hatte er keine Fans im Blick, auch vor dem Gebäude sollen sich für seinen Geschmack zu wenige Schlachtenbummler versammelt haben. Bei Biden dagegen riefen Sympathisanten "four more years", vier weitere Jahre, was Trump verhindern möchte. Auch berichtete Biden, dass er in Umfragen nun besser dastehe, was Trump bezweifelt. Schlimmer noch für Trump: Er soll oder darf so gut wie nichts sagen.

Äußert sich die Quasselstrippe abfällig über Zeugen oder Justiz, dann drohen ihm Geldstrafen. Theoretisch könnte Trump sogar in Haft genommen werden, wenn er gegen die "Gag order" des von ihm verhassten Richters Juan Merchan verstößt. Das hat er nach Ansicht der Anklage "vorsätzlich und eklatant" getan. Denn die Vorgabe hinderte ihn keineswegs daran, den Hauptbelastungszeugen Michael Cohen, seinen ehemaligen Anwalt, in einem Interview als "verurteilten Lügner" zu bezeichnen, der "keinerlei Glaubwürdigkeit" habe.

Erster Zeuge ist seit Wochenbeginn David Pecker, einst Verleger der Zeitschrift National Enquirer, der in dieser Zeitauch Trumps Vertrauter war. Er gab zu Protokoll, dass in seinem Reich der Boulevardblätter seinerzeit nach Kräften mögliche Geschichten vom Markt genommen worden seien, die dem damaligen Präsidentschaftsbewerber hätten schaden können. "Catch and kill", nennt sich dieses Vorgehen. Streng vertraulich sei es gewesen, er bezeichnete sich als "Augen und Ohren" Trumps.

Zwei der abgeräumten Storys hätten vom mutmaßlichen Verhältnis mit einem Playboy-Modell sowie der Sex-Darstellerin Stormy Daniels gehandelt, übrigens während der Schwangerschaft und nach der Niederkunft von Trumps Frau. Er ist in 34 Punkten angeklagt, weil er Geschäftsberichte gefälscht haben soll, um eine Zahlung an Daniels zu verstecken. Sie, die noch aussagen könnte, hatte ein sexuelles Treffen eingeräumt, Trump streitet es ab.

Er klagt jetzt in seinem Privatnetzwerk Truth Social über "diese New Yorker Kabale, die vom Weißen Haus des korrupten Joe Biden geleitet wird". Sie führe "einen Anschlag auf einen politischen Gegner durch, wie ihn die USA noch nie gesehen haben. Zum Wohle unseres Landes muss das gestoppt werden. Die Hexenjagd des korrupten Joe Biden muss beendet werden. Die Republikaner in Washington müssen aktiv werden!" Beim US-Präsident und demokratischen Präsidentschaftskandidaten Biden stand am Mittwoch eine Rede im Hotel Washington Hilton auf dem Programm.

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