„KOMBINATION AUS MUSIK UND WISSENSCHAFT“: HARALD LESCH WAGT EIN AUßERGEWöHNLICHES EXPERIMENT

TV-Physiker zu Gast in Polling

„Kombination aus Musik und Wissenschaft“: Harald Lesch wagt ein außergewöhnliches Experiment

Physiker Harald Lesch spricht im Interview mit der Heimatzeitung über einen ganz besonderen Konzert-Vortrag in Polling.

Polling – Es ist ein außergewöhnliches Projekt, mit dem der bekannte Physiker Harald Lesch und die Musiker des Wiener Merlin Ensembles schon die bedeutendsten Konzertsäle Deutschlands füllten – und das am Sonntag, 4. August, im Bibliotheksaal Polling zu erleben ist: „Die Vier Jahreszeiten im Klimawandel“ verbindet die viel geliebte Musik von Antonio Vivaldi mit informativen Erzählungen über die Entstehung der Erde und ihrer Jahreszeiten bis hin zum gegenwärtigen Klimawandel. Im Interview mit unserer Zeitung erklärt Harald Lesch – Professor für Astrophysik an der LMU München, vielgelesener Sachbuch-Autor und Moderator unter anderem der ZDF-Wissenschaftssendung „Leschs Kosmos“ –, was ihm trotz des Klimawandels Hoffnung gibt und warum er mit dem Gastspiel in Polling auch Neuland betritt.

Musikgenuss und Aufklärung über den Klimawandel – passt das wirklich zusammen?

Es ist ein Versuch, den wir seit fünf Jahren ziemlich erfolgreich zusammen unternehmen: Vivaldis wunderschöne Musik mit einigen Fakten über unsere Welt zu verbinden. Die Kombination von Musik und Wissenschaft ist auch wissenschaftlich ziemlich gut überprüft, es ist die perfekte Ergänzung. Es war ja nicht meine Idee, das zu machen, sondern Martin Walch vom Merlin Ensemble kam damit auf mich zu. Und ich habe sofort ja gesagt, denn das schien mir schlichtweg ideal zu sein.

Was wollen Sie erreichen mit diesem ungewöhnlichen Format?

Ich will einfach das tun, was ein ordentlicher Lehrer immer tut: Etwas anstoßen und versuchen, dass sich die Menschen mit den wesentlichen Themen beschäftigen.

Was kann und muss denn jeder Einzelne angesichts des Klimawandels tun?

Was wir alle gemeinsam tun können, ist, so schnell wie möglich aus den fossilen Energieträgern rauszukommen. Wir brauchen Photovoltaik und Windenergie. Deshalb fordern wir in unserem Programm auch dazu auf, in Energiegenossenschaften reinzugehen. Natürlich wäre es richtig, wenn jeder ein batteriebetriebenes Auto fahren würde und zuhause eine Wärmepumpe hätte. Was wir brauchen, ist Strom. Denn der Elektromotor ist die beste Maschine, die es gibt. Die großen, wirtschaftlich starken Länder müssen da vorangehen – und da gehören wir dazu. Und natürlich müssen wir zum Beispiel auch unsere Ernährungsgewohnheiten ändern. Aber da kann ich als Physikprofessor weniger darüber reden...

Sehen Sie eher optimistisch oder eher pessimistisch in die Zukunft?

Optimistisch! Ich habe da fast einen schwarzen Humor: Irgendwann wird uns die Natur dazu zwingen, Dinge zu tun, die wir jetzt noch vermeiden, weil wir denken, wir hätten eine Wahl. Die Natur lässt auch nicht mit sich verhandeln.

Könnten Sie diesbezüglich nicht manchmal verzweifeln an der Menschheit? Was gibt Ihnen Hoffnung?

Dass wir handeln können. Jeder einzelne, aber auch die Gemeinschaft verfügt über große Möglichkeiten. Wir haben Optionen in unserem Land – was für viele auf der Welt leider nicht gilt, weil sie schlichtweg schauen müssen, wie sie überleben. Aber wir können handeln, und wir sind dazu verpflichtet. Und als Wissenschaftler haben wir die Aufgabe, den Leuten klarzumachen, dass sie sich befreien können.

Was reizt Sie persönlich an solchen Auftritten wie demnächst in Polling? Zum Beispiel mit ihren Fernsehsendungen haben Sie doch viel mehr Reichweite als auf so einer Bühne.

Reichweite ist nicht alles. Bei solchen Konzerten passiert etwas ganz anderes, das hat viel mehr Tiefe. Und wir machen das mit großem Vergnügen. Das Ganze ist ein großes Fest, auch wenn das Thema hart ist.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Musik?

Ich bin sehr mit Musik verbunden, sowohl mit klassischer, als auch mit Jazz- und Popmusik. Musik ist eine extrem wichtige Form menschlichen Lebensausdrucks – für Freude, für Trauer, für Enthusiasmus, für alles. Und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ sind nicht zufällig eines der bekanntesten und beliebtesten Stücke der Welt: Das ist wunderschöne Musik, und sie ist sehr aufmunternd.

Wie gut kennen Sie eigentlich den Pfaffenwinkel? Haben Sie Polling und den Bibliotheksaal selbst schon einmal erlebt?

Nein, das ist für mich tatsächlich ein ganz neuer Teil von Bayern. Um so mehr bin ich gespannt und freue mich sehr darauf.

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