AUF DER „GLAMOURCON“ ZEIGT SICH DAS WAHRE BILD

Frankfurt ⋅ Elvis war gestern. Auch wenn es das noch geben mag, in Graceland oder in einem Autohaus in Friedberg, wenn der „King of Rock ’n’ Roll“ dutzendfach aufläuft. Cosplay-Wettbewerbe und Conventions verehren heute Helden, die einer virtuellen Welt entstammen. Doch ist die Fan-Kultur nicht seit jeher eine Form von Fantasy?

Eine Kultur, der man neugierig oder belustigt, ironisch oder fassungslos begegnen kann. Indes, wenn nun Laura Schawelka in ihrer Ausstellung „Disclosure“ in der Galerie Filiale mit Aufnahmen von einer „Glamourcon“ in Kalifornien überrascht, dann geht es ihr weniger darum, die ehemaligen Erotik-Models bloßzustellen, die dort versammelt sind. Auch wenn die Bilder von in die Jahre gekommenen ehemaligen Filmsternchen, von „Playmates“ oder Covergirls einschlägiger Magazine, die in einem Hotel mit dem Charme einer Stadthalle Fotos, Kalender oder Autogramme ihres früheren Ichs verkaufen, wenig Raum für Illusionen lassen.

Schawelka, die bei Tobias Rehberger an der Städelschule studiert hat, geht es in ihrem medienkritischen Werk vielmehr um Blicke hinter scheinbar makellose Oberflächen. Das galt schon für ihre Bearbeitung vorgefundener Verkaufsfilme für Luxusappartements, mit denen die 1988 geborene Künstlerin in der Galerie Filiale debütierte; für die folgenden Bilder von Schaufenstern und Läden des gehobenen Konsums ebenso wie für die fotografische Untersuchung von Werbeaufnahmen für Schmuck, Kosmetik oder Accessoires, die in ihrer vorigen Frankfurter Ausstellung Mode und Lifestyle als aufwendige Inszenierung offenlegten. Im Grunde zeigt jede von Schawelkas Werkgruppen, was bleibt, wenn der Lack erst einmal ab ist. Freilich, die vor allem dokumentarisch – und nicht denunziatorisch – charakterisierte Serie der „Glamourcons“ hat derlei detektivischen Spürsinn gar nicht nötig. Legen Schawelkas mit der Kleinbildkamera aufgenommenen Bilder die Abgründe zwischen Realität und Inszenierung, Image und Imagination, Traum und Wirklichkeit und die Illusion von Fotografen, Models und Betrachter doch offen. Mit ebenso komischen wie deprimierenden Ergebnissen.

Laura Schawelka, „Disclo­sure“, Galerie Filiale, Frankfurt, Stiftstraße 14, bis 5. Oktober Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 15 Uhr.

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